Van Ray
Van Ray – einer der bedeutendsten deutschen Künstler der Urban Art.
Schwer und leicht zugleich. Glanz und Vergänglichkeit in einem. Strahlend, spiegelndes Plexiglas vereint mit rostigem, kunstvoll bearbeitetem Stahl oder mit Sprühfarbe versehene alte, emaillierte Werbe-Schilder und Vintage-Automaten, so begegnen uns die Werke von Van Ray. Die kontrastierenden Oberflächen werden vereint, in Ebenen verschachtelt, der Stahl aufgebrochen. Um sie zu verbinden setzt er gesprühte Schablonen ein. Figur und Schrift treten gleichwertig auf und bedingen einander. Der Betrachter wird in diese Bilderwelt direkt einbezogen, indem sein Antlitz im reflektierenden Plexiglas wiedergegeben wird. Es ist ein türkis gefärbtes Spiegelbild, auf welchem beispielsweise die gesprühte Aufforderung „Be your personal revolution“ durch die Bildwelt in die reale dringt – wie ein sich manifestierender Gedanke – pulsierend in einer durch Polarisationsfilter veränderten Realität.
Van Rays Spiel mit der Wahrnehmung geschieht auf mehreren Ebenen, indem es mehrere Sinne zugleich anspricht. Rein visuell wird der Raum durchbrochen und gleichzeitig durch den laserbehandelten, geätzten und gebogenen Stahl sowie durch das den Außenraum wiedergebende Plexiglas in Szene gesetzt. Handwerkliche Präzision geht mit künstlerischer Gestaltung einher. Mittels der oftmals gewählten Zoomoptik wird diese Durchbrechung der Ebenen kompositorisch unterstützt. Text und Bild werden vom Künstler kombiniert, beißen sich hier, verbinden sich dort. Das führt zu einem geradezu emblemhaften, semiotischen Effekt und unterstützt die vielschichtige Wirkung seiner Werke. Inhaltlich stellt Van Ray somit mehrere Welten nebeneinander: die Sphäre der Stars und Sternchen sowie die von Mickey & Co wird im gleichen Maße einbezogen wie die reale mittels des sprachlichen Imperativs. Enjoy life, go hug yourself, let’s rock, feel, think, be, exit, dream big, stay true, never ever give up,…think outside the box, free your mind… Van Ray fordert zu einem eigenständigen Denken und Fühlen auf und somit die Lossagung von kapitalistisch geprägten Werten. Das paradoxe Spiel dieser Ebenen hinterfragt deren Existenz und Bedeutung. „What if it’s all a lie?“, diese Frage wird beispielsweise in gesprühten, flankierenden Lettern einem Stencil-Donald Duck oder -Affen in den Mund gelegt.
In seinem Stil und seinem Gefühl ist Van Ray ganz Kind seiner Graffiti-Vergangenheit, die in den späten 90er Jahren begann. Gelebtes, authentisches Rebellentum meets Kunstbetrieb mit äußerst fruchtbarem Resultat. Nach Ausflügen in den Design-Sektor (Fancy Room Künstler-Kollaboration) und einer malerischen Ausbildung (Susanne Ristow) vertieft Van Ray sein handwerkliches Geschick indem er kunstvoll mit Stahl und Plexiglas experimentiert und sein Oeuvre unerschöpflich um sich ergänzende Techniken erweitert. So sind seine kunstvollen Stahlarbeiten Zeugnis seines handwerklichen Umgangs mit Lasertechnik und Ätzvorgängen. Nach großflächiger Behandlung des Stahluntergrundes bricht Van Ray diese Fläche auf, schafft damit Negativräume und Dreidimensionalität. Die Lücken füllt er mit glattem, glänzend durchscheinendem und neonfarbenem Plexiglas, welches in direktem Kontrast zum geätzten, rostigen Stahl steht. Als Konsequenz des künstlerischen Gestaltungsprozesses erweckt Van Ray mit seiner 2016 entstandenen Serie der Bäng Busters die Negativform zur Postivform im Bild. Seine Stahlsterne erscheinen als manifestierte, gedankliche Weiterentwicklung seiner Aufbruchbilder. So durchdringen auch seine verschiedenen gestalterischen Ausführungen die materiellen Ebenen und setzen das Wechselspiel fort. In der Form von harten Kontrasten und Dualitäten scheint der Kampf von Geist und Materie durch und hallt im Betrachter nach. So schwingt die Resonanz seiner Werke in der Seele mit und wird unmittelbar und persönlich erfahrbar.